Chester Cathedral

Wir stehn in der Bläue des Doms und ein Chor singt leise,
umringt uns, berauscht uns mit flüsternd verklingenden Sphären,
mit fremden Stimmen, die demütig Glück glauben lehren.
Wir fragen nicht mehr. Uns zeigt sich in stiller Weise:

Heut ist die Welt für uns, wir sind nicht für die Welt.
Wir gehn durch Hymne und Weihrauch hinüber zum Tor:
Tor der Zeit, wir drehen den Schlüssel, was steht uns bevor…?
Weg zum Glück, du bleibst unübersehbar, doch scheinst unverstellt.

Der Schritt durch das Tor wird leicht in deiner Berührung.
Ich lebe, ich singe, der Chor singt in mir, wir vertrauen
nur diesem Schritt, nicht den Fragen, auf die andre Liebe bauen.
Erklär mir: Ist’s Zufall? Ist’s Fügung? Ist’s Schicksal? Ist’s Führung?

Ich erfasse die Schwingung. Ich schweige. Ich weiche dem Wort,
das ich nicht kenne. Ich will es nicht nennen. Wer nennt,
der zerstört. Letzte Silbe weicht klarem Ton. Wer erkennt,
weiß die Wahrheit des Wunsches: Bleib nie wieder stehn. Geh nicht fort.

Eine schwarze Gestalt weist uns murmelnd den Weg, führt uns weiter,
doch weiter bedeutet zurück in den Kreuzgang der Fragen.
Schreite schnell durch das Grau, lass dich weiter und weiter tragen
von der Bläue des Doms, die dich ruhiger machte, bereiter.

(1991)

West window in Cathedral, Chester straight
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It’s nothing

Strangely elated
after a night of no dreams but daydreams
I sit down to the feast. Can’t eat.

You come in.

For fear of the flower of darkness being crushed
I shut out the light of your face.
Yet it radiates from a secret source.

Don’t say it, words make us so separate.
There’s more silence in words
than words in your silence.

What I wanted to say:
I want a kiss like a poem.
Tenderness whispered.

You turn.

Beneath our imperfect bodies
we rise
and communicate

nothing.

(1992)

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Jealousy

So what does it mean,
this dream, this nightmare:
You have been with her.

You say it was fun.
You saw the sun then
in her, not in me.

And what did she see
in you, you believer?
She blandished, she blinked,

she blurred your view
of yourself. You were blinded
by a silvery slur.

The mirror is her,
the blur, you use it.
Beware. Look behind.

If you do, you may find
Me waiting, dying
To see my own light

in you. I do use
you, lover, mirror,
like you did with her.

Is that what it means?
My own view may blur,
may conceal what is real.

Believe, then, in her,
and I will try
to believe what you say.

Just talk, talk to me.
Set me free
from this poison, this jealousy.

(1991)

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Warum

Männer heben die Grube aus.
Frauen spielen mit ihren Kindern,
sprechen von Glück, sprechen von Zuhaus,
machen die Männer zu Überwindern
dessen, was droht. Keine Angst, mein Kind,
sie graben, sie suchen, sie machen dein Glück,
sie bringen verlorene Schätze zurück,
sie trotzen dem Regen, dem Wissen, dem Wind.

Sag, erklär mir:
Warum kann man fallen.
Wozu ist die Grube tief.
Wer verliert.
Was gewinnt, der nicht fragt.
Wie soll man schlafen.

Es ist eben so, sagt die Mutter, sie weiß:
Nur aus Gruben wachsen die Häuser der Liebe,
nur aus Tiefe wächst Halt. Wer misstrauisch bliebe
vor der Grube, der wird auf höheres Geheiß
verbannt und gebannt von dem größeren Bau,
in dem Leben allein nur möglich sei.
Der Preis wird gezahlt: Glieder schwer wie Blei;
Farben schwinden und weichen der Grube Grau.

Gib mir Halt:
Sag, dass ich nie in die Grube falle.
Sag, die Tiefe hat einen zu hohen Preis.
Sag, dass niemand verliert, der nicht schläft.
Sag, fragen ist leben.
Sag, dass du dich behütest.

Warum es nicht fragt,
warum es in die Grube gefallen ist,
warum fragt es nicht

warum

(1991)

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